HANS SCHEIBNER nimmt

22 ALSTER-MAGAZIN NR. 12 2016 Denker und Philosophen Sören Kierkeg- aard geschrieben. Staatlich angestellte Wahrheitszeugen nennt er die Pastoren und andere gut bezahlten Gottesmänner. Die Kirche hat ja auch einen Vertrag mit der Bundeswehr. Dazu sagte schon der Feld- kurat Katz im Braven Soldaten Schwejk: Solange der Staat das Tötungshandwerk durch Gottes Segen verschönern möchte, ist die Militärpfarrstelle ein anständig be- zahlter Beruf, in dem sich der Mensch nicht zu sehr schindet! Buss: Das wissen viele in unserem Land aber es empört sich keiner! Scheibner: Doch! Ich! Buss: Aber die jungen Leute kümmern sich nur noch um sich. Führen ihr hedonistisches Leben. Früher, als Hans Scheibner noch gegen Atomkraft wetterte, gab es echte Empörungskultur. Scheibner: Also das Wort finde ich jetzt nicht richtig. Wir haben uns nicht nur empört, sondern sind gegen Ungerechtigkeiten angegangen. Gegen Umweltverschmutzung, Kernstrom oder Atom-Bewaffnung der Bundeswehr. Buss: Empören wir uns noch heute? Scheibner: Das spielt sich heute hauptsächlich in den sozialen Netz- werken ab. Da ist viel Empörung, und die nutzt man als Ventil! Eine meiner Töchter ist Veganerin. Ich bezweifle, dass dadurch die Welt besser wird. Aber meine Tochter verzichtet aus Empörung auf die schönsten kulinarischen Genüsse. Buss: Kann man sich da noch Frohe Weihnachten wünschen? Scheibner: Habe ich ja am Anfang schon gesagt. Desto schlimmer es zugeht auf der Welt, desto mehr wünsche ich Dir frohe Weihnachten! Buss: Danke! Ich wünsche dir auch Frohe Weihnachten und ich wünsche uns beiden zum Fest, dass es weiterhin kritische Geister gibt, die unsere Gesellschaft verbessern wollen. ALSTER MAGAZIN L O C A L P E O P L E Buss: Gibt es nicht! Scheibner: Also ich halte mich da raus. Es ist mir zum Beispiel zu einfach zu sagen: All das, was es in der Natur gibt, auch das ganze Universum hat keinen höheren Sinn. Der Religionsphilosoph Richard Darkins sagt, es gebe keinen Gottesbeweis. Es gebe allerdings auch keinen Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt. Dann kannst du nicht sagen, es gibt ihn nicht, du kannst nur sagen: Ich weiß es nicht. Buss: Das finde ich anmaßend: Da kommt jemand und behauptet, es gäbe ein Fliegendes Spaghettimonster, weil er fest daran glaube. Und ich solle doch bitte beweisen, dass es das nicht gibt. Scheibner: Nee, das sollst du nicht beweisen. Wenn er dir aber ein Spaghettimonster zeigen kann, dann musst du ja gar nicht mehr dran glauben, dann siehst du es ja und weisst dann, dass es eines gibt. Und wenn er an ein Fliegende Spaghettimonster glaubt, dann soll er es doch. Was habe ich damit zu tun? Buss: Aber übermorgen kommt einer seiner Freunde und fordert, be- reits in der Grundschule müsse es Religionsunterricht zum Fliegenden Spaghettimonster geben. Das geht mir dann zu weit! Scheibner: Eigentlich ist doch so ein Monster aus Spaghetti noch harmlos gegen eine Jungfrau, die ein Kind bekommen hat und trotz- dem Jungfrau geblieben ist. Buss: Was für ein Unsinn! Übrigens bin ich kein Atheist, ich bin religionsfrei! Und ich fordere eine säkulare Gesellschaft, also eine deutliche Trennung von Staat, Religion und Kirche. Darum reagiere ich auch allergisch, wenn man uns eine weitere Religion ins Land schleppen will. Scheibner: Darüber habe ich als junger Mann schon Gedichte ge- macht. Ich habe in meinem neuen Buch übrigens über den dänischen Übrigens bin ich kein Atheist, ich bin religionsfrei und fordere eine säkulare Gesellschaft. Wolfgang E. Buss Seit Jahren unbequem. Scheibner begann seine Kariere in der Hamburger Szene rund um das Onkel Pö. Dazu zählten auch Udo Lindenberg, Otto Walkes und, und ... HANS SCHEIBNER ... ... ist Urhamburger und bekannt geworden in der sogenannten Hamburger Szene. Er verfasste die legendären Songtexte Das macht doch nichts, das merkt doch keiner und Schmidtchen Schleicher. Als Liedermacher, Autor und Kabarettist begeistert er ein großes Publikum. Seine Läster-Lieder waren auf Platz 1 der Hitliste. Ebenfalls bekannt wurde Scheibner mit seinen TV-Sendungen Scheibnerweise und Nachschlag. Während einer NDR-Talkshow redete er über die Frage, ob Soldaten Mörder sind und flog aus dem Sender. Auch dem Hamburger Abendblatt war Scheibner plötzlich zu kritisch. Er flog ebenfalls raus. Seit Jahren tourt er mit seinem satirischen Weihnachtsprogramm Wer nimmt Oma? . Es gibt noch Karten : Alma Hoppes Lustspielhaus: 22.-28.12. (außer 24.12.) jeden Abend 20 Uhr und am 25.+26. auch 15 Uhr. Außerdem hat Scheibner sein autobiografisches Buch In den Himmel will ich nicht veröffentlicht (List Verlag, 400 S., 18 Euro). Fortsetzung von Seite 20 D et K em pk e