ISLAM- ERKLÄRER BUCH

24 ALSTER-MAGAZIN NR. 06 2017 ALSTER MAGAZIN L O C A L P E O P L E DER ISLAM- ERKLÄRER Kabarettist Kerim Pamuk hat ein Islam-Lexikon geschrieben. Darin erklärt er mit Humor zentrale Begrifflichkeiten des Islam. Das Alster Magazin sprach mit ihm über Halbwissen, Humor und den Halal-TÜV . Alster Magazin: Gab es einen Punkt, an dem Sie sagten: Jetzt reichts, ich halte das Halbwissen nicht mehr aus, jetzt erkläre ich euch mal den Islam? Kerim Pamuk: Halbwissen müssen wir aus- halten. Schließlich produziert ja auch jeder von uns fleißig Halbwissen und hält es na - türlich für Vollwissen. Da es immer wieder Diskussionen über den Islam gibt, dachte ich, es wäre eine gute Idee, mal all die Begriffe zu erklären, mit denen alle rumhantieren. Damit sie auch wissen, wovon sie tatsäch - lich reden, wenn sie Begriffe wie Dschihad, Märtyrer, Kopftuch und Koran in den Mund nehmen. Das gilt gleichermaßen für Musli - me und Christen. Fundiertes und humorvoll dargereichtes Wissen kann ja nicht schaden. Wie ist Ihr eigenes Verhältnis zum Islam? Mein eigenes Verhältnis zum Islam ist nicht anders als das Verhältnis eines Otto-Normal- Christen zum Christentum. Ich bin an der türkischen Nordküste aufgewachsen und die Religion war Teil des Lebens, Teil des Alltags, aber nicht mehr. Die Menschen hatten andere Sorgen, als sich täglich Gedanken über ihren Glauben zu machen. Manche beteten, andere nicht. Manche Leute wie mein Opa waren säkular, andere religiöser, aber die Religion war für das Zusammenleben nicht entscheidend. Wie gläubig oder nicht gläubig ich bin, tut nichts zur Sache. Und diese Frage ist die klassische Falle der Dogmatiker, denn in ihren Augen dürfen nur Gläubige über den Islam sprechen. Was Unsinn ist. Jeder kann darüber sprechen, er sollte nur wissen, wovon er redet. Wie recherchierten Sie für das Buch? Durch mein Turkologie-Studium an der Hamburger Uni hatte ich schon mal ein gutes Fundament. Der sehr große Rest war dann klassische Recherche in islamwissenschaft- lichen Büchern, Lexika und der maßgeblichen deutschen Übersetzung des Korans. Ich habe mich in meine Studentenzeit zurückversetzt gefühlt. Nur war ich dieses Mal durchge - hend fleißig und habe selber noch eine ganze Menge beim Schreiben des Buches gelernt. Haben Sie schon mit strenggläubigen Muslimen gesprochen, die Ihr Buch gele- sen haben? Konnten sie mitlachen? Wie wichtig ist es, über den eigenen Glauben lachen zu können? Ich habe nicht mit strenggläubigen Muslimen gesprochen. Wozu auch? Ich brauche weder deren Halal-TÜV, noch die Schulterklopfer von sogenannten Islamkritikern. Mein Lexikon richtet sich an alle, die Lust haben, sich satirisch und unterhaltsam über den Islam zu informieren. Wenn sich jemand nach dem Lesen in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt, muss er es aushalten. Es wäre gerade in diesen Zeiten enorm wichtig, auch über den eigenen Glauben lachen zu können, aber erfahrungsgemäß hält sich der Humor bei Dogmatikern aller Religionen arg in Grenzen. Ob sie einen islamischen Salafisten, wieder - geborenen Christen oder den ultraorthodoxen Juden nehmen. Gottesfurcht und Lachen ist wohl wie Wasser und Öl. Kann man mischen, mischt sich aber nicht. Christian Luscher DAS BUCH Der Islam, das Islam, was Islam? vom Kerim Pamuk hat 240 Seiten, ist im Gütersloher-Ver- lagshaus erschie- nen und kostet 17,99 Euro. Mehr Infos über den Autor auf www.kerimpamuk.de Kerim Pamuk über sein Islam-Buch: Wenn sich jemand nach dem Lesen in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt, muss er es aushalten. Fo to : p riv at