Kind selbst noch

12 ALSTER-MAGAZIN NR. 06 2017 Rufus Beck (59) ist am 27.6. im Literaturhaus auf der Uhlenhorst in einer Diskussionsrunde über Kinder- und Jugendliteratur zu Gast. Wir sprachen mit ihm über den besonderen Reiz von Büchern für junge Leser und Hamburg als Bücherstadt. A lster Magazin: Hamburg rühmt sich die Hauptstadt der deutschen Kinder- und Jugendliteratur zu sein. Ist das Selbst überschätzung oder verdient? Wie nehmen Sie unsere Literaturszene wahr? Rufus Beck: Es gibt nur zwei Städte, in denen ich überhaupt in Deutsch- land leben könnte, in meiner Heimatstadt München wegen der Natur und in Hamburg (meine Perle), wegen der Menschen. München ist immer noch die größte Verlagsstadt in Deutschland, aber Hamburg hat den Carlsen Verlag und Hörbuch Hamburg, mit beiden bin ich eng verbunden und habe auch erfolgreich mit Ihnen im Kinder- und Jugend- buchbereich zusammengearbeitet. Die Hamburger neigen nur beim Fußball zur Selbstüberschätzung, die Literaturlandschaft darf sich rühmen. Sie haben sich auch mit zwei Publikationen (Die Anthologie Geschichten für uns Kin- der und das Sachbuch Kinder lieben Märchen und entde- cken Werte) für Literatur stark gemacht, die früh die Lust am Lesen weckt. Wie kam es, dass Ihnen das so wichtig wurde? Ich mag Kinder und habe meistens großen Spaß mit Ihnen, weil ich wahrscheinlich selbst noch ein Kind bin und ich habe auch oft mit Kindern gearbeitet. Welche Tipps haben Sie für junge Eltern, um ihrem Nach- wuchs Lust am Lesen zu machen? Entscheidend ist, dass den Erwachsenen das Vorlesen Spaß macht. Wenn man es genießt, dann spüren das die Zuhörer, in diesem Fall die Kinder, sofort. Kinder merken, ob aus Pflichtgefühl oder mit Freude und Begeisterung vorgelesen wird. Gegen die Aufregung beim Vorlesen habe ich ein einfaches Mittel. Ich teile den Text, den ich vorlese, gedanklich immer in kleine Portionen ein. Denn wenn man einen langen Text vorliest, ist man meistens deshalb aufgeregt, weil man so einen Berg vor sich sieht, den man bewältigen muss. Dann wird man leicht nervös und kurzatmig. Deshalb ist es wichtig, den Text in verschiedene Abschnitte zu unterteilen und sich beim Lesen Zeit zu lassen. Zum Beispiel kann man bei einem Punkt oder einem neuen Absatz eine kurze Pause machen, denn als Vorleser muss ich dem Zuhörer Zeit lassen, das Gehörte zu verstehen. Pausen sind wie Trommelwirbel und erhöhen die Spannung auf das Weitere. Haben auch die Erwachsenen etwas davon, sich mit Kinder- und Jugendliteratur zu beschäftigen? Wissenschaftliche Bücher für Kinder machen komplizierte Sachverhalte auch für Erwachsene verständlich und mit Kinderbüchern holt man manchmal seine eigene Kindheit nach. Lässt sich denn mit einigen Kriterien benennen, was ein gutes Kinderbuch ausmacht? Ein Gutes Kinderbuch muss Eltern und Kinder gleichermaßen anspre- chen. Ein schwieriger Spagat, den aber die Meisterwerke der Kinderli- teratur geschafft haben. Pu, der Bär, Der kleine Nick, Pünktchen und Anton, Grimms Märchen etc. Mit anderen Worten: es braucht Spaß, Spiel, Spannung. Wolfgang Wagner Mit Kinderbüchern holt man manchmal seine eigene Kind- heit nach. Auf dem Prüfstand mit Rufus Beck. Christine Knödler, Alex Rühle und Rufus Beck diskutieren über Neuerscheinungen der Kinder- Und Jugendliteratur. 27.6., 19:30 Uhr, Literaturhaus Hamburg, Tickets 10 auf literaturhaus-hamburg.de Rufus Beck ist eine Kultfigur der deutschsprachigen Literaturszene seit er die Harry Potter-Reihe als Hörbücher aufgenommen hat. Ich bin selbst VERANSTALTUNGSTIPP: ALSTER MAGAZIN L O C A L P E O P L E Kind noch ein Ch ris tia n Ka uf m an n