Prognosen sind sehr

16 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Prognosen sind sehr schwierig Beim Richtfest für den Neubau der Irena-Sendler-Schule war Schulsenator Ties Rabe in Wellingsbüttel zu Gast. Das Alstertal Magazin sprach mit ihm über steigende Schülerzahlen , Bildungsinvestitionen und Olivia Jones . Alstertal Magazin: Sie sprachen es in Ihrer Rede an, in den kommenden Jahren nehmen die Schülerzahlen extrem zu, vor allem auch wegen der Migranten- und Flüchtlingskinder. Mit wie vielen Neuschülern rechnen Sie in den kommenden fünf Jahren? Ties Rabe: Prognosen sind sehr schwierig. Zurzeit gehen wir davon aus, dass die Schülerzahl an Hamburgs staat- lichen, allgemeinbildenden Schulen bis zum Schuljahr 2020/2021 um rund 16.000 Schülerinnen und Schüler wachsen wird. Einen großen Anteil daran haben Flücht- lingskinder, aber Hamburg verzeichnet auch stetige Zuzüge aus dem Umland. Wie werden Sie darauf reagieren? Bei Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund legen wir großen Wert darauf, dass der Unterricht sofort nach der Ankunft beginnt. Deshalb organisieren wir bereits in den Erstaufnahmen vollwertigen Unterricht mit 25 bis 30 Wochen- stunden. Danach wechseln die Kinder für ein Jahr in sogenannte Internationale Vorbereitungsklassen (IVK), um anschließend in eine Regelklasse eingeschult zu werden. Im Mittelpunkt des Unterrichts stehen die Fächer Deutsch und Lebensorientierung, denn wir wollen, dass die Kinder schnell unsere Sprache und die Regeln unseres gesell- schaftlichen Miteinanders lernen. Um das zu gewährleisten, haben wir zahlreiche neue Schulklassen eingerichtet und über 600 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt. Sie erwähnten, dass Hamburg alle zwei Jahre Gelder in Höhe der der Elbphilharmonie in die Bildung steckt. Was wird aktuell ganz besonders finanziell gefördert? Der Senat hat die Investitionen in den Schulbau auf jährlich rund 350 Millionen Euro verdoppelt. Bis 2019 sollen so über zwei Milliarden Euro für den Schulbau aufgewendet werden. Das ist eine gewaltige Summe, mit der wir unter anderem rund 200 neue Schulkantinen bauen, mehr als 20 große Schulen komplett neu bauen darunter zum Beispiel die Irena-Sendler-Schule und rund drei Viertel aller Schulen sanieren oder erweitern. Wir investieren in gute Bildung, schöne und einladende Schulgebäude gehören dazu. Entgegen dem Bundestrend nehmen nach Meldungen die Zah- len an Nachhilfestunden in Hamburg besonders zu. Wie kommt das? Sind unsere Lehrer zu schlecht oder die Schüler nicht leis- tungsstark genug? Überall gibt es mehr Nachhilfeunterricht, da macht Hamburg keine Ausnahme. Aber seit dem Schuljahr 2011/2012 bietet Hamburg für Schülerinnen und Schüler an allen Schulen kostenlose Lernförderung an. Die Teilnahme an der Lernförderung ist für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend, die in einem Fach keine ausreichenden Leistun - gen erbracht haben. Hamburg ist das einzige Bundesland, das für Schülerinnen und Schüler eine kostenlose Lernförderung anbietet. Rund 11 Millionen Euro werden jährlich dafür aufgewendet. Ein aktuell wieder diskutiertes Thema ist die Frühsexualisie- rung der Kinder, wie sie von manchen Interessengruppen be- klagt wird, die möchten, dass Kinder und Jugendliche lediglich das traditionelle Familienmodell gelehrt wird. Die Hambur- gerin Olivia Jones etwa hat deshalb die AfD wegen Volksverhet- zung verklagt. Wird sexuelle Vielfalt auch in Zukunft einen Platz in Hamburger Lehrplänen haben? Ich rate allen Beteiligten zur Gelassenheit Schule ist nicht die Spiel- wiese für Politklamauk. Hamburgs Bildungspläne regeln seit langem, dass verschiedene Familien- und Partnerschaftsformen im Unterricht altersgerecht aufgegriffen werden. Alle Schülerinnen und Schüler müssen die Möglichkeit haben, aus ihren Lebenswelten bzw. ihren Familien zu berichten und über Familie nachzudenken, ohne sich als anders oder als nicht normal zu erleben. Dabei geht es selbstverständlich auch darum, andere Lebensmodelle kennen zu lernen, Vorbehalte abzubauen und Diskriminierungen entgegenzuwirken. Das traditionelle Familienmodell behält aber seinen festen Platz. kw/cl Schule ist nicht die Spielwiese für Politklamauk.