offenen Hamburger Bestattungsforum

Wir trafen uns auf einen Gang über den Parkfriedhof Ohlsdorf mit dem neuen Geschäftsführer der Hamburger Friedhöfe Carsten Helberg und erfuhren dabei einiges Interessantes zur Historie und dem neuen Projekt Ohlsdorf 2050 . Bei dem Wort Friedhof sind die Menschen zwie- gespalten, vielen gehen die gruseligen Schauergeschich- ten aus Büchern und Filmen durch den Kopf. Doch gerade der Ohlsdorfer Friedhof, bekanntermaßen der größte Parkfriedhof der Welt, bietet so viel mehr als nur die triste oder gruselige Vorstellung einer Grabstätte. Dank der Architekten Wilhelm Cordes (Bauleiter ab 1877, Direktor von 1898 bis zum Tode 1917) und Otto Linne (Direktor von 1919 1933) gibt es auf dem knapp 400 Hektar, davon rund 280 Hektar Grünfläche, großem Areal des Friedhofes neben den konventionellen Gräbern jede Menge zu sehen. Der erste Friedhofsarchitekt Cordes nutzte im westlichen Teil des Friedhofs das Vorbild der englischen Landschaftsgartenarchitektur. Es zeigt sich vorrangig ein Park, in den die Gräber hineingelegt wurden, sehr einzigartig, erklärt Carsten Helberg, Geschäftsfüh- rer der Hamburger Friedhöfe. Im östlichen Teil hingegen findet man alles begradigt vor, was der zweite Friedhofsdirektor Otto Linne zu verantworten hatte. Er wollte viel Platz für Gräber schaffen, weil die Stadt einem stetigen Wachstum unterliegt, so Helberg. 1,4 Millionen Menschen liegen mittlerweile auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben. In traditionellen Grabmälern mit teilweise imposanten Bronzeplastiken, aber auch in Mausoleen, Themen- und Familiengrabstätten. Nicht zu vergessen die vielen Prominentengräber. So wurden beispielsweise Helmut und Loki Schmidt im Familiengrab von Lokis Familie beerdigt, die Grab- stätte ist für jeden zugänglich. Dem Ehepaar war es sehr wichtig, bescheiden beerdigt zu werden. Ich glaube, wenn man Helmut und Loki Schmidt kennt, spiegelt dieses Grab ihre hanseatische Bescheidenheit wider, erzählt Carsten Helberg. Spannend, die Vorliebe der Bestattungsart hat sich im Vergleich zum Anfang des 19. Jahrhunderts rapide verändert. Dass man verbrannt, kremiert wird, ist eine jahrtausendealte Tradition. Im 8. Jahrhundert wurde sie durch Karl den Großen verboten. 1963 hat der Papst die Feuerbestattung auch für Katholiken erlaubt. Seitdem nehmen sie stetig zu. Heute lassen sich mittlerweile 80 Prozent der Hamburger verbrennen, erzählt der Friedhofsleiter. Mit dem Projekt Ohlsdorf 2050 verändert sich ein weiteres Stückchen Friedhofs-Geschichte. Die Friedhofsleitung möchte den Parkfriedhof noch ansehnlicher gestalten. Im Vordergrund des Projekts stehen die Verschönerung der Parkanlagen und ein Ausbau der Infrastruktur des Friedhofs. Die Zahl 2050 wurde gewählt, um die Langfristigkeit des Projekts zu verdeutlichen. All dies klingt alles andere als gruselig. Der Friedhof Ohlsdorf ist nach fast 140-jähriger Geschichte ein Platz mit verborgenen Geschichten, dutzende von Erinnerungen und beeindruckend- architektonischen Grabstätten. Julia Ulbrich Tag der offenen Tür im Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf Am Sonnabend, dem 12. November 2016 lädt das Team des Hamburger Bestattungsforums Ohlsdorf zu einem Tag der offenen Tür ein. Von 11 bis 15 Uhr finden stündlich Führungen statt. Alle Fragen zu Friedhof, Grab und Bestattung werden beantwortet. Infos: www.friedhof-hamburg.de/ohlsdorf