MAGAZIN Wolfgang Buss

ALSTERTAL MAGAZIN | 21 MAGAZIN Wolfgang E. Buss: Kannst du deinen Freunden in diesem Jahr mit gutem Gewissen Frohe Weihnachten wünschen? Hans Scheibner: Wünschen kann ich doch jedem jederzeit alles. Auch Frohe Ostern zu Weihnachten. Buss: Also, ich finde es ein wenig zynisch: Konzerne, Politik und sogenannte Eliten machen mit uns was sie wollen. Und eine Oppo- sition findet nicht statt. Europa scheint zu einer gut bezahlten und morbiden Privatveran - staltung eines Martin Schulz, Günther Oettinger oder Jean-Claude Junker geworden zu sein. Dass sogar die Engländer es verlassen wollen. Dazu kamen eine Millionen Menschen unkontrolliert über die Grenze nach Deutschland und einen der beiden unbeliebtesten Amerikaner hat man zum Präsidenten gewählt, das passt mit Frohe Weihnachten nicht zusammen. Scheibner: Ich habe gerade ein neues Weihnachtsgedicht geschrieben. Darin beschreibe ich, dass jetzt auf Erden weniger Maria und Josef zu Weihnachten zu uns kommen, weil sie ja Ausländer und hierzulande nicht mehr gern gesehen sind. In Amerika sind auch eher Esel und Ochs die Heiligen des Jahres. (Der Esel hat sich den Ochsen zum Präsidenten gewählt), der Gesang der himmlischen Chöre lautet jetzt: Ehre sei Gott in der Höhe und Dank! / Und die Menschen haben nicht alle Tassen im Schrank! Buss: Unser früherer Sozialsenator Scheele (er wird jetzt Chef der Bundesagentur für Arbeit, die Red.) hat vor einigen Tagen in Hamburg gesagt, dass unsere Flüchtlinge eine rein humanitäre Herausforderung sind, in den Arbeitsmarkt seien nur wenige zu integrieren. Scheibner: Ich denke immer über das Wort integrieren nach. Wann ist einer eigentlich integriert? Wenn er als Ausländer von einem Deutschen nicht mehr zu unterscheiden ist? Buss: Das wird schon bei der Hautfarbe schwierig. Trotzdem denke ich, wir alle sind hilfsbereit, wenn jemand wirklich in Not gerät. Aber wenn Einwanderer, Zuwanderer, Flüchtlinge, Asylrecht und Arbeits - markt miteinander vermischt werden, treibt das die Wähler zur AfD. Scheibner: Ich finde dieses Wort der Kanzlerin Wir schaffen das schon war eine historische Tat! Zum ersten Mal stand plötzlich Deutschland dem Ausland gegenüber als christliches Land da. Auch wenn wir Kabarettisten die mecklenburgische Kartoffelkönigin oft kritisiert haben. In dem Augenblick als z.B. die Flüchtlinge in Ungarn vorm Bahnhof auf der Straße lagen, hat sie ganz einfach christlich gehandelt!! Buss: und das hat unsere Gesellschaft tief gespalten, übrigens weiß die Migrationsforschung, dass es alleine aus muslimischen Ländern 60 Millionen gibt, die gerne zu uns kommen würden. Scheibner: Darum müssen wir anfangen, die Fluchtursachen zu bekämpfen, und was tun wir stattdessen? Wir liefern Waffen für die Angreifer und Mörder. Buss: Müssen wir den Menschen dort nicht auch sagen, vertragt euch in einer immer enger werdenden Welt, überwindet den Hass und lernt, dass die marginalen Unterschiede eurer Islamauslegung es nicht wert sind, sich gegenseitig abzuschlachten. Scheibner: Ja, schon. Aber mit humanistischen Sprüchen und gutge- meinten Ermahnungen wird man da nichts ausrichten. Das ist genauso wie noch vor wenigen Jahren mit der katholischen Kirche. Hättest du denen vor 60 Jahren gesagt, dass Homosexuelle nicht krank sind, sondern Menschen wie alle andern, hätten sie dich exkommuniziert falls du katholisch warst. Buss: Wir haben jetzt aber eine Million überwiegend muslimische Menschen neu bei uns, die unsere Gesellschaft verändern möchten und werden. Scheibner: Ach, ich denke: die meisten von ihnen würden schon gern die Vorzüge der westlichen demokratischen Freiheit genießen. Buss: In der islamischen Türkei sieht es aktuell nicht danach aus wir bezeichnen Haltungen wie die deine als naiv-liberal! Scheibner: Wie du mich nennst ist mir egal, ich möchte ein Mensch sein der vor allem menschlich denkt! Buss: Viele wollen mit mir über Islam diskutieren, haben aber nicht einen Satz im Koran gelesen. Dabei ist es doch ganz leicht, sich zu in- formieren: www.koran-auf-deutsch.de. Und es trauen sich immer mehr Leute zu sagen, der Islam sei keine Religion, sondern eine Ideologie. Scheibner: Aber was ist denn der Unterschied zwischen einer Religion und einer Ideologie? Buss: Keiner! Allerdings: wenn du deine Ideologie als Religion bezeichnest, stehst du unter einem besonderen Schutz! In der Politik darf man heftig kritisieren und streiten. Bei einer Religion hat man das verboten. Plötzlich muss man voller Ehrfurcht und Respekt sein, egal wie absurd der Glaube auch ist. Aber ich muss doch einem jungen Ehrenvoller Empfang des Ersten Bürgermeisters im Gästehaus des Senats zum 80. Geburtstag Scheibners beim Senats Frühstück, bei dem allerdings seit Generationen ein Drei-Gänge-Menü auf Tellern mit Staatswappen serviert wird. Sonst speisen hier nur Staatsgäste und königliche Würdenträger. Fortsetzung auf Seite 22