Revolte Wolfgang Buss

16 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Jahrgang 1951 Gründete 1992 den Magazin Verlag Hamburg, der auch das Alstertal Magazin herausgibt Ich bin schon seit fast 30 Jahren Zwangsmitglied der Handelskammer und wäre gerne schon vor 30 Jahren ausgetreten! Durfte aber nicht! Mir und meinem Unternehmen hat die Kammer mit ihren verstaubt-morbiden Strukturen nichts gebracht außer Kosten. Andererseits habe ich nichts gegen eine Handelskammer und Kaufleute, die sich engagieren, mit vielen von ihnen bin ich gut befreundet. Allerdings bin ich gegen eine Zwangsmitgliedschaft. Ich habe gerade noch einmal die Charta der Vereinten Nationen und deren Allgemeine Erklärung der Menschenrechte studiert: im Artikel 20.2 steht deutlich: Niemand darf gezwungen werden, einer Vereinigung anzugehören. Ich denke, wenn wir Erdogan oder Putin ständig ermahnen, sich an die UN-Menschenrechts-Charta zu halten, sollten es die Kammern auch tun. Also: Eine Kammer gerne, aber strukturiert wie ein moderner Wirtschaftsverband und nicht wie ein Selbstbedienungsladen! Duale Ausbildung: Super! Aber braucht es dazu einen Hauptgeschäftsführer mit einer halben Millionen Jahresgeld? No way! Jahrgang 1950 Gründete 1979 die HS Hamburger Software GmbH & Co. KG Die Kammer ist anerkannter Kritiker, Berater und Impulsgeber für Bürgerschaft und Senat. Das Themenspektrum reicht von der Elbvertiefung bis zur Integration von Geflüchteten in Ausbildung und Arbeit. Der Einfluss ist groß, die Erfolge der Einbringung können aber oft nicht plakativ herausgestellt werden. Das ist ein Manko, weil es Gegnern bei ihren bewusst abfälligen Charakterisierungen in die Hände spielt. Als für die Kammer ehrenamtlich tätige Unternehmer bringen wir unsere Expertise ein, opfern erheblich Freizeit dafür gibt es kein Geld. Uns treibt die Aussicht als Vertreter der Wirtschaft branchenübergreifende Interessen in wichtige Entscheidungen einzubringen und das große Leistungsspektrum für die Mitglieder so praxisbezogen wie möglich mit zu gestalten. Wer dies gutheißt, sollte mit seiner Stimme bei der Wahl Verantwortung übernehmen und unter den Kandidaten die Befürworter einer weiterhin starken Kammer wählen. Geschäftsführende Gesellschafterin Alfred Kochen GmbH & Co. KG Rund 90 Prozent der Firmen hat die Kammerwahl bislang nie gekümmert, die Masse scheint mehr oder weniger zufrieden zu sein mit dem Leistungsspektrum. So eine Firma war ich bis vor drei, vier Jahren auch. Wir haben für uns Passendes in Anspruch genommen und fanden das völlig selbstverständlich. Die Handelskammer soll uns Unternehmern helfen, wenn professioneller Rat und eine kräftige Stimme gegenüber der Stadt zur Vertretung unserer Interessen gefragt sind. Das ist das, wofür wir zahlen. Wir haben seit 2013 ein Transparenz-Portal auf der Website der Kammer, auf dem alle Informationen zu Sitzungen, Entscheidungen, Standpunkten und Zuwendungen hinterlegt sind. Meine Recherchen ergaben, dass dieses im gesamten Jahr 2016 von 160.000 Mitgliedern überhaupt nur 166 Leute genutzt haben. Da wird von der politisch motivierten Wir-Gruppe also eine Scheindebatte geführt, um den Eindruck eines Geheimbunds zu erwecken. Das ist unseriös und blockiert dringliche inhaltliche Arbeit. Um das nicht eskalieren zu lassen, sollten alle Kammer-Befürworter ihr Stimmrecht nutzen. Jahrgang 1969 Ex-Bundesliga-Fußballspieler und -Trainer. Aktuell geschäftsführender Gesellschafter eines Rewe-Markts in Winterhude. Ich bin sehr frisch dabei, seit ein paar Monaten im Ausschuss für Handel. Deswegen finde ich gut, dass man aus älteren Erfahrungswerten viel herausziehen kann, wo man sich auch zukünftig damit beschäftigen und es auf andere Beine stellen kann. Das, glaube ich, sollte die Handelskammer schon sein, deshalb finde ich es wichtig, dass im Plenum eine große Vielfalt vorhanden ist. Dass frisches Blut hereinkommt, die vielleicht gar nicht diese Erfahrung gemacht haben. Dass Leute darin sind, die sehr lange schon sich mit der Handelskammer beschäftigen, die schon sehr viele Erfahrungen haben. Ich glaube, dieser Mix aus Großunternehmern und aus Kleinstunternehmern und aus mittelständischen Unternehmern, wenn wir das hinbekommen, ist die Handelskammer wertvoll. Dann sind wir auch auf dem richtigen Wege. Ich habe mit der Handelskammer noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber ich glaube, dass sich gerade aus diesen Gesprächen heraus auch sehr gut etwas entwickeln kann, und das finde ich sehr positiv. Wolfgang E. Buss Thomas M. Schünemann Birgit Kochen-Schmidt-Eych Holger Stanislawski Reform oder Revolte? Fortsetzung von Seite 15 l