Achtsamkeits- Partei KOLUMNE
ALSTERTAL MAGAZIN | 3 KOLUMNE & V O N W O L F G A N G E . B U S S Was ist bloß aus uns geworden? Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als wir über ein gutes gemeinsames Leben in Achtsamkeit nachdachten. Es ist noch nicht lange her, da habe ich am Beispiel von Bhutan das Brutto- National-Glück erklärt und wie eine Gesellschaft das Glück ihrer Bürger als Staatsziel in die Verfassung ge- schrieben hat. Gerne habe ich über Achtsamkeit nachgedacht, die Kunst, sensibler und feinsinniger zu werden, um all das, was uns Menschen außer Geld, Wachstum und Renditen an Reichtum noch vor den Füßen liegt, wahrzunehmen und auszuschöpfen. Wir haben in Seminaren über die Verfeinerung des Glücks nachgedacht und wie wir unser Leben in Freiheit und Wohlstand noch sensibler, kost- barer und nachhaltiger gestalten. Für uns selbst, die anderen, sowie für unsere Umwelt und Natur. Doch was ist daraus geworden? Aus den Edelsteinen unserer Zukunft Glück und Achtsamkeit sind Begriffe wie Terror, Islamismus, AfD, Populismus, Flüchtlingskrise, Migrationsdruck, Rechtsradikalismus, Fremdenhass, Lügenpresse, Gefährder, Polizeistaat und Angst geworden. Die Diskussionen unter Freunden und am Arbeitsplatz klingen rau . Es scheint nur noch für oder gegen Flüchtlinge zu geben, für oder gegen AfD, für oder gegen Europa, für oder gegen die Kanzlerin, die uns das alles eingebrockt hat. Glückliche Zukunft? Achtsames Handeln? Sommermärchen 2017? Das war einmal! Inzwischen gibt man sich angewidert über die mediale Berichterstattung, ist verunsichert über Fake-News-Facebook, glaubt niemandem mehr, außer sich selbst. Und nun auch noch Donald Trump, der von übereifrigen Journalisten bereits mit Hitler verglichen wird. Nichts mehr scheint so wie es war: Aus dem netten türkischen Gemüsehändler von nebenan ist ein latenter Despot weil Erdogan-Anhänger geworden. Unsere wunderbare europäische Zukunft ist zu Einstürzenden Neubauten mutiert, zu denen die in Hamburg so geliebten Briten inzwischen klar No, thank you! sagen. Und nun? Ich schlage vor, die Partei der Achtsamkeit zu wählen, und wenn es sie noch nicht gibt, diese zu gründen. Eine Partei, die uns eint in Sensibilität und darauf Wert legt zu beschreiben, was wirklich ist, die uns fragt, was wir wollen, wir, das Volk, der Souverän. Eine Partei, die Einfluss nimmt auf die Medien, ihren Verfassungsauftrag wahrzuneh- men, ausgewogen zu berichten, und stets ein Für und Wider, ein Pro und Contra zu bringen, statt zahllose unschöne Bilder zu unterdrücken, in der Hoffnung, wir würden es nicht merken. Wir brauchen die Alternative zur Alternative für Deutschland, die uns zurück in die dunkle Vergangenheit führen will, statt in eine neue nationale Identität eines deutschen Sommermärchens , das uns tatsächlich zusteht. Und die uns hilft zu erkennen, welche neuen Denk-Kulturen uns dabei unterstützen und welche aus dem gläubig-barbarischen Mittelalter uns daran hindern. Aber für diese Partei der Achtsamkeit, des Miteinanders und Auf- bruchs, scheint die Zeit noch nicht reif. Stattdessen hangeln wir uns von Tag zu Tag in der Hoffnung, dass sich irgendwo Lösungen abzeich - nen. Doch aktuell ist da das dumpfe Gefühl, es könnte alles noch pre- kärer werden. Denn, so sagt mir mancher müde Gewordene, mit den derzeit handelnden Personen die uns schon mehrfach das Blaue vom Himmel versprochen haben wird sich nachhaltig nichts ändern ... w.bussalster-net.de Achtsamkeits- Partei