Menschen geht Schauspieler

66 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Es geht um die Menschen Der Schauspieler Michael Lott steht gerade in den Kammerspielen in Ich habe Bryan Adams geschreddert auf der Bühne eine Mittelstandsabbaukomödie. Warum der Bergstedter für seine Rolle prädestiniert ist, obwohl er volle Auftragsbücher hat, erklärt er im Alstertal Magazin. Alstertal Magazin: Ich finde den Titel komisch, du auch? Michael Lott: Er ist nicht so übel, denn er macht erst einmal neugierig wieso, weshalb. Da kommen sofort Fragen auf und das finde ich gut. Welche Fragen stellst du dir, wenn du den Titel hörst? (überlegt) Wie spiele ich die Premiere (lacht) Nein, Bryan Adams zumindest ein Stück von ihm spielt eine zentrale Rolle an dem Abend, die ich jetzt nicht verraten möchte. Das Stück ist ja, wie es so schön in der Ankündigung heißt, eine Mittelstandsab- baukomödie. Es zeigt die wahnsinnige Angst vor einem möglichen Jobverlust. Alle fighten um ihre Arbeitsstelle, treten entweder nach unten aus entpup- pen sich als Speichellecker nach oben. Ist es eher eine Kritik an den Arbeitgebern oder Arbeitnehmern? Weder noch. Es ist eher eine Zustandsbeschreibung die zeigt, was diese permanente Angst mit den Menschen macht. Was sie auslöst und wie die Menschen damit umgehen. Wie ist es bei dir? Was für eine Rolle spielst du? Ich spiele Frank Breukert, einen Abteilungsleiter, der zusammen mit seiner Frau die Kollegen zur zur Mittsommernachts-Grillfeier eingeladen hat. Letztendlich ist es ein Betriebsfest bei uns im Garten. Es geht um die Jobangst von Angestellten. Als freier Schauspieler kennst du die und den damit einhergehenden Druck sicherlich gar nicht, oder? Nein, aber letztendlich bin ich auch der Mittelschicht zugehörig und habe den Druck immer funktionieren zu müssen. Auch ich muss mich nach der Decke strecken und um Jobs kümmern. Ich habe das Glück Ich habe Bryan Adams geschreddert, eine Mittelstand- abbaukomödie von Oliver Bukowski, Hamburger Kam- merspiele, bis 30.4., Tickets ab 19 Euro, Infos und Karten unter hamburger-kammerspiele.de auch dank meiner Synchronsprecher-Jobs sehr breit aufgestellt zu sein. Aber wenn man nicht die Gnade der reichen Geburt hat, muss man halt arbeiten. Trotzdem wäre es natürlich schön zu wissen, dass man auch im Krankheitsfall genügend Geld hat, die Familie abzusichern und nicht zum Sozialfall wird. Das wäre mein Super-GAU. Diese Angst hat wohl jeder ... Als Kind habe ich das im Alter von zehn Jahren selbst erlebt. Mein Vater ist an den Folgen seiner Kriegsverletzung gestorben. Von heute auf morgen war das Geld weg und innerhalb von wenigen Tagen hat sich viel verändert. Das war echt sehr hart und es fühlte sich nicht gut an. Wie muss sich meine Mutter gefühlt haben, sie war Ende 40 und Bankkauffrau. Man ihr gesagt, Frau Lott, sie sind zu alt. Das war damals schon so. Also von wegen aktuelles Stück ... Es war immer schon so. Wir machen es zu einem aktuellen Thema, aber letztendlich befand sich auch schon die Generation unsere Eltern in einem Hamsterrad. Etwas war früher aber anders, da gab es mal eine Lohnerhöhung und man hat sich mehr leisten können ... kw Theatertipp Das Job- Hamsterrad gab es schon immer! Mimt in den Kammerspielen den Abteilungsleiter in einem Stück um Jobangst: Michael Lott. A na to l K o tte