Wucher oder Stimmungsmache

26 | ALSTERTAL MAGAZIN Wucher oder Stimmungsmache? Nach einem Fernsehbericht kochen die Gemüter hoch über ein geplantes Flüchtlingsheim in Volksdorf. Es werden Worte wie Steuerverschwendung oder gar Untreue gebraucht. Im Mittelpunkt: SPD- Fraktionschef und Volksdorfer Dr. Andreas Dressel. Was ist dran an den Anschuldigungen? Andreas Dressel hat sein Amt als Fraktionschef der SPD genutzt, um politische Grundsätze des ordentlichen Umgangs mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler über den Haufen zu werfen, erklärt der CDU-Vizechef Dennis Thering. Zu recht steht hier der Verdacht der Untreue im Raum. Die SPD agiert seit längerem, als wenn ihr die Stadt gehört. Ein Fraktionsvorsitzender zwingt Fachbeamte gegen deren Sachverstand und Überzeugung un- verschämte Mietverträge abzuschließen. Das ist roter Filz. Der Mietvertrag, um den es geht, ist der des Flurstückes 270 in Volksdorf, auf dem künf- tig eine Flüchtlingsunterkunft stehen soll. In einem Bericht der NDR-Sendung Panorama 3 wurde berich- tet, das Land solle auf Betreiben Dressels 15 Jahre lang gepachtet werden für einen Wucherpreis von 90.000 Euro Jahrespacht, die jeweils etwa dem Verkehrswert des ehemaligen Ackerlandes entspräche. Warum Dressel so versessen darauf ist, das Land zu pachten, wird nicht erklärt, aber dunkle Mauscheleien angedeutet. Ein tendenziöser Bericht, findet Andreas Dressel. Die Redakteure hatten Einblick in die Akten und wir haben stundenlan- ge Gespräche geführt, trotzdem haben sie durch Weglassen einen einseitigen Eindruck erweckt. So sei die Nutzung des Flurstücks nicht etwa von ihm selbst ausbaldowert worden, sondern war ein Kompromiss zwischen den lokalen Politikern, der örtlichen Bürger- initiative, der alle Anforderungen erfüllte sogar der BUND habe zugestimmt. Einer der Punkte ist übrigens auch, dass das Flurstück nach den 15 Jahren auf Kosten des Eigentü- mers renaturiert werden muss was natürlich Einfluss auf die Miete hatte. Man könne bei der Miete nicht die Pacht für einen Acker als Vergleichsmaßstab nehmen, schließlich werden dort über 15 Jahre 260 Flüchtlinge wohnen mit aller notwendigen Infrastruktur, so Dressel. Zudem stellte eine vom Unterkunftsbetreiber fördern & wohnen vorab durchgeführte Wirtschaftlichkeitsberechnung fest, dass die Mietkosten in Volksdorf sogar im Mittelfeld vergleichbarer Unterkünfte in der Stadt lägen, die Platzkosten in der HafenCity liegen dreimal so hoch, in Harvestehude 50% höher als in Volksdorf. Dressel: Solche Details hat der NDR leider nicht genannt, sie sind zum Gesamtverständnis aber nötig. Auf Anfrage des Alstertal Magazins wies der NDR zurück, tendenziös zu berichten und Stimmung zu machen. Alle Fakten seien korrekt und neutral wiedergegeben worden. Dies dürfte für Andreas Dressel ein schwacher Trost sein: Sein Einsatz für eine Unterkunft in Volksdorf hatte schon im letzten Jahr dazu geführt, dass er Wutmails und Briefe bekam, in denen seine Familie bedroht wurde. Dennoch findet er es wichtig, sich weiter für Verteilungsgerechtigkeit unter den Stadtteilen einzu- setzen: Warum sollen die 260 Flüchtlinge wieder in die Stadtteile, die schon jetzt einen übergroßen Integrationsbeitrag leisten? Das wäre nicht gerecht! Sieht sich und seine Familie persönlichen Bedrohungen ausgesetzt: SPD-Chef Dr. Andreas Dressel. MAGAZIN Hat die Stadt für das Flurstück in Volksdorf zu viel gezahlt?