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28 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN MagazinMagazin Wolfgang E. Buss: Es war der größte Polizeieinsatz Deutschlands. Wie haben Sie sich danach gefühlt? Ralf Martin Meyer: Trotz des anstrengenden Wochenendes, mit jeweils nur drei Stunden Schlaf pro Nacht, relativ gut. Denn trotz der außerge- wöhnlichen Belastung, die ein derartiger Einsatz mit sich bringt, beflügelt er auch, weil man danach weiß, dass man persönlich gewappnet ist, so etwas durchzustehen. Das bezieht sich auf den Einsatz und dessen Folgen, etwa die Aufarbeitung. Zu der gehört auch der häufig genannte Vorwurf, die Gipfel- teilnehmer wurden geschützt, die Hamburger vergessen. Wie gehen Sie damit um? Das ist eine unzulässige mediale Zuspitzung. Denn es müssen zwei Stränge gesehen werden. Einerseits die Terrorgefahr den Politikern ge- genüber und dann die Blockadegefahren der Autonomen. Terrorabwehr wird als Standard mit Priorität behandelt, aber nicht ohne den Raum darum herum zu schützen und damit auch die HamburgerInnen. Man arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten, geht von der Lagebeurteilung aus und positioniert die Kräfte so, dass man die Hauptwahrscheinlichkeiten abdeckt. Was die Politiker angeht, das wird gerne vergessen und kaum erwähnt, hat der Schutz gut funktioniert. Im Nachhinein muss man allerdings sagen, dass die Anzahl der Hundertschaften für das Camp und den Volkspark nicht ausgereicht haben. Wir waren mit weiteren Kräften im Hafen und anderswo positioniert. Das Ergebnis war auch für uns frustrierend, aber man darf nicht vergessen, dass es eine hundertpro- zentige Sicherheit nicht gibt. Man kann leider nicht alles vorausahnen. Was denn beispielsweise? Die Handlungsweise von militanten Tätern, camouflageartig ständig zwischen einer schwarzen und einer bunten bürgerlichen Kleidung zu wechseln. Sie haben Autos angezündet und dann die Kleidung im Gebüsch gewechselt, sind rausgekommen und sahen aus wie Unbe- teiligte. Dieses sehr strategisch ausgerichtete Straßenkämpfertum, und vor allem die Heftigkeit und Gewaltbereitschaft in den Ausein- andersetzungen in der Schanze waren schon eine Überraschung. Dass niemand lebensgefährlich verletzt wurde, ist schon Fügung. Es hätte auch anders ausgehen können. Sie haben das Wort überrascht gebraucht. Es gab aber doch im Vorwege Hinweise auf schwerste kriminelle Taten. Die Szenarien waren bekannt und intern besprochen. Problemtisch wird es aber, und das wird es auch bei künftigen Tagungen bleiben, gegen derartig operierende Täter vorzugehen. Ein sich mehrfach umkleidender schwarzer Block kann sehr schwer gefasst werden. Für einen Haftbe- fehl ist ein dringender Tatverdacht erforderlich, wenn sich Täter aber in einer Gruppe Menschen auflösen, ist es nur schwer möglich, diesen zuzuordnen. Um dennoch Personen festsetzen zu können, müssten wir wohl unseren Rechtsstaat in Frage stellen oder bereits die Zugehörigkeit zu einer Gruppe unter Strafe stellen. Möglich wäre auch ein künstliches DNA-Markierungsinstrument, mit dem man Täter bei bestimmten Tat- handlungen markiert. Später könnte man sie dann noch identifizieren. Das sind Fragen, die in der Zukunft die Sicherheitsbehörden sehr stark beschäftigen werden. Interview mit Ralf M artin Meyer. Sprachen über den G20-Gipfel: Ralf Martin Meyer (l.) und Wolfgang E. Buss. Fort setzung von Se ite 26 Die Haspa sammelte im Rahmen der Alster Lounge Geld für verletzte G-20-Polizisten: Gastgeber Michael Steinmetz, Polizeiprä- sident Ralf Martin Meyer, Ex-Polizeipräsident und Vorsitzender des Poli- zeivereins Werner Jantosch und Gastgeber Arent Bolte (v.l.).