Insektentod MAGAZIN haben

22 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Wir haben ein großes Insektensterben, doch Vögel brauchen zur Brutpflege Insekten. Die Pflanzen brauchen die Insekten zum Bestäuben. Haben wir bald kein Vogelgezwitscher mehr am frühen Morgen und essen keine Kirschen mehr? 27 Jahre lang wurden in 63 deutschen Naturschutzgebieten fliegende Insekten in speziellen Fallen gefangen und gewogen. Die Ergebnis- se belegen, dass wir seit 1989 über drei Viertel der Insektenmasse verloren haben. In Hamburg und Schleswig Holstein wurden diese Messmethoden nicht angewandt, wir haben keine langjährigen Aus- wertungen. Man kann aber davon ausgehen, dass ähnliches auch hier in Hamburg passiert ist. An der bedrohlichen Minderung des Insektenaufkommens ändert auch die Studie des GEO-Tages der Natur Mitte Juni dieses Jahres in Hamburg nichts. Dort ist festgestellt worden, dass die Artenvielfalt in Hamburg größer ist als bislang bekannt. Das ist natürlich schön, aber in absoluten Zahlen bleibt es dabei: 75% aller Insekten sind verschwunden. Nun sind die Gründe für das Insektensterben vielfältig. Pestizide spielen mit Sicherheit eine große Rolle, sowie Klimawandel und die starke Bebauung der Naturflächen. Die Begradigung der Ackerflächen zum effektiveren Ausnutzen, keine Knicks, kein Wildwuchs, sind schuld daran, dass die Insekten immer weniger Lebensraum haben. Die Parks in den Städten werden gepflegt und gesäubert. Selbst Blumen und Wild- wuchs am Straßenrand werden möglichst beseitigt, weil es unsauber aussieht. Wo sollen sie also hin, die Insekten? Entweder Gift oder kein Lebensraum oder eben beides. Dass wir hemmungslos alles zubauen, was es zuzubauen gibt, ohne einen echten Ausgleich an natürlichen Grünflächen zu schaffen, kann nur durch die Politik geändert werden. Dass wir große Mengen Chemikalien einsetzen, um die Erträge der Felder zu optimieren, halten viele Experten für einen der Hauptgründe hinter dem Insektenrückgang. Der Bauernverband hält dies nicht für nachgewiesen und verlangt eine entsprechende Auswertung. Und das ist genau die große Problematik: Bis solche Auswertungen nachvoll- ziehbar sind und eindeutige Hinweise liefern können, ist es zu spät. Ein Beispiel ist das ungünstige Führen der roten Listen. Erst nach einem langen Beobachtungszeitraum mit nachweisbaren Zahlen kommt ein Tier auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Die roten Listen, die jetzt geschrieben werden, basieren auf Ergebnissen von vor 3-5 Jahren. Die Tiere, die vor Jahren also nachweisbar bedroht waren, können heute bereits ausgestorben sein. Sinnvoller wäre es, Tiere nach Einschätzung auf die Rote Liste zu setzen, Gegenmaß- nahmen zu treffen und sollte sich der Bestand doch wieder erholen, nimmt man sie wieder runter. In der Verantwor- tung stehen deshalb nicht nur die Landwirte selbst, sondern auch und vor allem die Agrarpolitiker, die landwirtschaftlichen Interessenvertreter und wir Verbrau- cher durch unser Einkaufsverhalten. Corinna Dreessen Insektentod Vögel, Frösche und auch Fische berei- chern ihr Futter gern mit Fliegen. Grashüpfer (links) sind eiweißreiches Futter. Nicht nur für die Brutpflege sind Mücken eine willkommene Mahlzeit.