singt Lemsahl CHOR

30 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN W enn Integration gelingen soll, dann müssen Einhei-mische und Geflüchtete einander begegnen und sich austauschen können. Dafür braucht es Gelegenheiten je zwangsloser, desto besser. Mit Chor Global läuft gerade ein Projekt an, das genau das versucht. Die Idee für den Chor Global aus dem Café Global hervorgegangen ist, das 2015 in Lemsahl als Reaktion auf die Flüchtlingskrise gegründet wurde. Burkhard von Schemm, Sozialpädagoge und Sekretär beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM), erzählt rückblickend: Wir haben uns gefragt, was der nächste Schritt sein könnte. Und eine der Verantwortlichen meinte, dass Musik eine Sprache ist, die alle verstehen, und ob man nicht so etwas wie einen Chor Global machen könnte? Also hat Schemm bei der Robert Bosch Stiftung einen Antrag auf finanzielle Unterstützung gestellt und nun läuft das Projekt bereits in der Testphase. Richtig losgehen wird es dann im neuen Jahr. Als ich über Saskia Hemminghaus von Chor Global erfuhr, habe ich kurzerhand entschieden bei der zweiten Probe vorbeizuschauen und begegnete einer aufgeschlossenen Gruppe. Wie lässt sich beschreiben, welche Dynamik im Miteinander bei den Proben entsteht? Chorleiterin Inka Neus weiß: Singen ist eine Musik- handlung und Musik verbindet Menschen. In der Chorgruppe hat man eine gleiche, gerichtete Tätigkeit. Man bewegt sich sozusagen zusam- men in eine bestimmte Richtung. Außerdem atmet man gemeinsam und im Unterschied dazu, wenn man ein Instrument spielt, wird der Ton beim Singen im Körperinneren erzeugt. Das ist deutlich intimer. Das sorge auch manchmal für Hemmungen, erklärt die 30-jährige Hamburgerin. Sie hat hier Gesangspädagogik studiert, in Heidelberg pro- moviert und inzwischen in Eimsbüttel eine Singschule gegründet. Wenn man es aber schafft eine Situati- on zu gestalten, in der das Singen vertrauensvoll und offen möglich ist, hat das eine unglaubliche Wirkung, Ergänzt Neus. Weil das Miteinander im Fokus steht, ist Chor Global ein Integrativer Chor, in dem das Alter, die Singerfahrung oder die Muttersprache keine Rolle spielen. Auch das Repertoire wird gemeinsam ausgewählt und alle sind eingeladen Lieder oder Instrumente mitzubringen. Am Fiersbarg in Lemsahl selbst ist eine Erstaufnahmestation. Deshalb sind die Geflüchteten leider oft unerwartet schnell wieder in anderen Unterkünften. Ein Umstand, der die langfristige Mitwirkung im Chor erschwert. Doch Saskia Hemminghaus hofft darauf, dass bald einige Interessierte vom Poppenbüttler Berg vorbeischauen. Jeder ist will- kommen!, sagt die 27-jährige, die in Holminden studiert hat und für die neue Stelle von Rahden in Ostwesfalen nach Hamburg gekommen ist. Unser Wunschziel ist, dass die Menschen, die sich hier kennenlernen, irgendwann auch außerhalb der Proben etwas zusammen unternehmen. So könnte sich im Alltag mancher Alstertaler, egal woher sie stammen, wirklich etwas verändern. Doch eines nach dem Anderen. Jetzt können die Neugierigen erst einmal bei Chor Global reinschnuppern und austesten, ob sie Freude daran haben. Und für das Frühjahr ist dann schon ein erstes, kleines Konzert geplant. Wolfgang Wagner Das Projekt Chor Global führt Geflüchtete und Menschen aus der Region zusammen. Wir trafen Projektleiterin Inka Neus und Sozialarbeiterin Saskia Hemminghaus und sprachen mit ihnen darüber, dass Singen Menschen verbindet und auf diese Weise der Dialog zwischen den Kulturen gefördert werden kann. Lemsahl singt! Unter der Leitung von Inka Neus überwindet Chor Glo- bal kulturelle Grenzen. Saskia Hemminghaus (links) und Inka Neus ermöglichen mit dem Chor Global Begegnungen zwi- schen Einheimischen und Geflüchteten. CHOR GLOBAL: Jeden zweiten Mittwoch um 16:30 Uhr im CVJM Jugendhaus Lemsahl, Lemsahler Landstraße 213. Leitung: Inka Neus. E va S o m m er