nach Vier-Tage-Jobs Warum

HAMBURG WOMAN 15 people ce und nach Vier-Tage-Jobs! Warum soll ich mir den Stress in der Führungsetage antun? Sind die Frauen nicht schon viel klüger, wenn sie sich aus diesem ganzen Gemetzel raushal- ten? (lacht) Das glaube ich nicht. Ich kenne so viele hochintelligente, su- perbegabte Frauen, die unwahrscheinlich gerne ihr volles Potenti- al zur Entfaltung bringen möchten und das auch können. Genau wie Männer. Letztlich geht es doch nur um Chancengleichheit. Frauen und Männer sind schlecht beraten, wenn sie sich nicht wei- terentwickeln, wenn sie sich nicht auch den Konflikten in Organisa - tionen stellen, sich nicht die Frage stellen, wo möchte ich mit mei- nen beruflichen Talenten hin. In der Wissensgesellschaft von heu- te zählt das Wissen von gestern nicht viel und die Konkurrenz ist global geworden, für Mensch und Unternehmen. Wir bleiben nur dann zukunftsfähig, wenn wir nicht stehen bleiben. Das ist eine große Herausforderung aber auch eine Chance. Hart zu arbeiten scheint nicht mehr überall en vogue zu sein, ist das auch ein Thema für Frauen? Ja, natürlich. Das betrifft die Gesellschaft insgesamt. Wir alle stellen vermehrt die Sinnfrage. Es reicht nicht mehr, nur für ein Auskom- men zu arbeiten. Menschen wollen heute sinnstiftend arbeiten für ein Unternehmen, das im Einklang mit den eigenen Werten agiert. Die junge Generation fokussiert das noch stärker weil wir ein schlechtes Beispiel waren. Sie wollen richtigerweise auch für die Fa- milie da sein und vergessen wir nicht sie haben eine viel län- gere Lebensarbeitszeit vor sich, müssen daher auch besser mit ihren Kräften haushalten. Unser Arbeitsleben sollte zukünftig viel stärker an Lebenspha- sen orientiert sein. Was ist verwerflich daran, wenn beide Partner 3 oder 4 Tage pro Woche arbeiten und sich in der restlichen Zeit um die Familie kümmern. Für mich klingt das gleichermaßen ba- lanciert und verantwortungsbewusst wie verlockend. Wir brauchen verstärkt Führungspositionen in Teilzeit, um motivierten Talenten neue Chancen zu bieten. Und wir müssen flexibler reagieren auf wichtige Bedürfnisse in besonderen Lebenslagen, wie z.B. ein Sab- batical ermöglichen. Sonst gehen gute Leute dahin, wo das möglich ist. Netflix z.B. bietet seinen Mitarbeitern ob Mann oder Frau ein Jahr bezahlten Urlaub an, wenn sie ein Kind bekommen, und sie lassen ihre Mitarbeiter selbst entscheiden, wieviel Urlaub sie neh- men möchten. Haufe hat vor einiger Zeit den nächsten Geschäfts - führer von seinen Mitarbeitern wählen lassen. Das klingt für viele Führungskräfte unglaublich, zeigt aber, wie schnell sich die Dinge entwickeln. Wer als Unternehmen nicht rechtzeitig agiert oder zu- mindest reagiert, wird von den Top-Talenten als Arbeitgeber heute schon nicht mehr gewählt. Dr. Angelika Dammann ist eine HAMBURG WOMAN. Sie schaffte es im Business bis ganz nach oben . Dort, wo die Luft für Frauen dünn wird. Als Personalvorstand und Arbeitsdirektorin bei SAP, Unilever und Shell trieb sie Themen wie Change Management, Talentmanagement, Führungskräfteentwicklung, Diversity Management und die Professionalisierung der Personalarbeit voran. Sie lebte viele Jahre im Ausland und betreibt heute ihr eigenes Bera- tungsunternehmen: DIC - Dammann International Consul- ting & Coaching. Als gefragte Rednerin und Podiumsteilnehmerin ist sie auf vielen wichtigen Konferenzen anzutreffen. Ich kenne so viele hochintelligente und superbegabte Frauen, die unwahrscheinlich gerne ihr volles Potential zur Entfaltung bringen möchten und das auch können. Was raten Sie jungen Frauen und Talenten, die jetzt die Uni verlassen? Schaut was ihr könnt, in welchen Bereichen seid ihr gut und welche Organisation, welche Führungskraft passt zu euch, zu euren Wer - ten, zu dem was euch wichtig ist. Es gibt kein Richtig oder Falsch mehr. Karrieren verlaufen heute fast alle global und fachübergrei- fend. Erfahrung ist gut und notwendig, sonst fehlt Authentizität und Glaubwürdigkeit. Sie wird aber immer stärker von Kompe- tenzen, Persönlichkeit und Cha- rakter zurückgedrängt. Fachüber- greifendes Wissen wird wichtiger, die Silo-Karriere wird es künftig nicht mehr geben. Nur wer in der Lage ist, über den eigenen Teller - rand hinaus zu blicken, kann in der komplexen Welt von morgen noch die richtigen Entscheidun- gen in verantwortlicher Position treffen. Für Frauen gilt darüber hinaus, mutig und unerschrocken zu sein. Es ist wichtig, immer wieder seine Komfort-Zone zu verlassen, neugierig zu bleiben und positiv neue Herausforderungen anzugehen. Frauen sollten sich weniger oppor- tunistisch von Chancen leiten lassen als von ihren eigenen Zielen und Wünschen. Ein gutes Fundament, also eine gute Ausbildung in einem relevanten Fachbereich ist wichtig, ebenso wie Führungskräf- te, die uns unterstützen und ein jährlicher Entwicklungsplan, den ich verantwortlich gestalte. Denn die Zukunft ist immer das, was wir daraus machen!