langweilig FRIEDEN Jennifer

E D I T O R I A L 12 ALSTER-MAGAZIN NR. 7 2018 ALSTER MAGAZIN L O C A L P E O P L E FRIEDEN ist langweilig! Das Schauspieler- und Kabarettistenehepaar Jennifer und Michael Ehnert bringt sowohl im Soloprogramm, als auch demnächst im Winterhuder Fährhaus einen Ehe- und Scheidungs- krieg auf die Bühne. Ein Gespräch über Liebe, Zoff und den (theatralischen) Wert der Ehe. Alster Magazin: Herr Ehnert, in unserem letzten Interview vor ein paar Jahren sagten Sie im Hinblick auf eine Schei- dung, die Option haben wir nicht. Nun spielen Ihre Frau und Sie ausgerechnet zwei Geschiedene und Wiederverhei- ratete. War es schwierig, sich da hineinzuversetzen? Michael Ehnert: Nein, natürlich nicht. Auch wenn wir jetzt seit elf Jahren glücklich verheiratet sind, also mehr oder weniger (Jenni- fer tritt ihn unter dem Tisch) , so haben wir doch beide schon einige Liebesbeziehungen hinter uns und können uns insofern natürlich vorstellen, dass auch unsere Ehe gegen die Wand fahren könnte, aber anders als die meisten Paare können wir alle Eventualitäten auf der Bühne durchspielen. Wir spielen frisch Verheiratete, langjährig Ver- heiratete, Geschiedene, Streitende, Versöhnende das hilft immens, um zu begreifen, dass es in allen Positionen Hochs und Tiefs gibt. Was macht Zweierbeziehungen, vor allem die Ehe, für die Bühne so ergiebig? Jennifer Ehnert: Dass Zweierbeziehungen universell sind und sich im Grunde kaum verändern über die Jahrhunderte. Egal ob man den Menschen an seiner Seite Ehepartner nennt oder Lebens- abschnittsgefährte oder Lover oder Partner fürs Leben es gibt Dinge, die machen alle Beziehungen gleich, nämlich dass sie jederzeit zum Schlachtfeld werden können, da der andere immer auch am Schalthebel der eigenen Emotion sitzt. Hamburg gilt als Singlehochburg jeder Dritte lebt hier allein, Tendenz steigend. Die Motive wurden in den Sta- tistiken allerdings nicht erfasst. Woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen? Jennifer Ehnert: Statistiken kann man ja so und so interpretieren je nach Lesart. Tatsächlich bieten Städte aber viel Abwechslung, und dank Tinder und Co. findet man auch immer wieder schnell jemand Neues, man kann also Egotaktiker bleiben und nascht mal hier mal da ... Hedonismus lässt sich in der Stadt eben einfacher realisieren. Schlagen auf der Bühne Beziehungs- schlachten, damit wir es nicht müs- sen: Michael und Jennifer Ehnert. Fo to s: Th om as L ei di g