MENSCHEN GEHT NICHT

ES GEHT NICHT MEHR UM MENSCHEN ALSTER MAGAZIN E D I T O R I A L 14 ALSTER-MAGAZIN NR. 11 2018 L O C A L P E O P L E Müssen wir uns das bieten lassen?, fragte Gastgeber und Verleger Wolfgang E. Buss beim Alster Talk. Es ging um Shitstorms, Rufmord und Verleumdungen in Print und Internet . Die beiden Gäste hatten interessante Einsichten. Hier zwei spannende Statements! DR. PATRICIA CRONEMEYER Natürlich verfügen Verlage über hochspezia- lisierte Anwälte. Es geht kaum eine Schlagzeile mehr auf den Markt, die nicht vorher in rechtlicher Hinsicht geprüft wurde. Die Chefredakteure wer- den von ihren Justiziaren auch im Vorhinein gewarnt, wenn eine Behauptung nicht belegt ist oder in die Privat- oder gar Intimsphäre des Be- troffenen eingreift. Die Redaktionen entscheiden sich oftmals dennoch für die unzulässige Veröffentlichung des Beitrages, wenn die Schlagzeile lukrativ genug ist. Das heißt, es wird kalkuliert, wie hoch die Auflage sein wird und was es kosten wird, wenn der Betroffe- ne gegen den Verstoß vorgeht. Stimmt am Ende die Kalkulation, also geht der Verlag mit einem Profit aus der Sache heraus, wird der Eingriff in die Persönlich- keitsrechte in Kauf genommen. Das ist sehr besorgnis- erregend, da Menschen zu Wirtschaftsgütern gemacht werden. Der Pressekodex mit seinem Anspruch auf Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde spielt im Streben nach Profit dann keine Rolle mehr. STEPHAN GRULERT Im Fall Bettina Wulff habe ich mich am Anfang gefragt: Wieso kommt das mit dem Unfall überhaupt heraus? Die Polizei und die Staatsanwälte berufen sich immer darauf, dass sie ja den Medien Auskunft geben müssen und es auch weit und großzügig tun. Natürlich ist es so, dass man es nicht dulden muss, dass berichtet wird, wenn man mal ein bisschen zu viel trinkt oder mit zwei Promille fährt. Bei Frau Wulff muss man allerdings eins sagen: Sie war mal die Frau eines Bundespräsidenten. Der Bundespräsident bekommt heute noch Sold von der Bundesregierung und ich glaube auch, ihre Termine werden immer noch vom Bundespräsidialamt koordiniert. Da muss man natürlich auch sagen: Dann ist sie eben auch eine Person des öffentlichen Interesses. Sie ist eine Person, die auch eine Leitbildfunktion hat und vielleicht muss sie das dann auch mal dulden, dass über sie berichtet wird, dass sie zu viel getrunken hat und dann auch noch Auto gefahren ist. Hundert geladenen Gäste beim Medien-Talk: Die bekannten Medienanwälte vertreten viele Stars, sogar die Familien von Michael Jackson in Hollywood. Fortsetzung von Seite 12