ZUFALL TIPP Makaberer

26 | ALSTERTAL MAGAZIN Bekannt ist Volkmar Nebe vor allem für seine Serie über Oma Imke, die auf Föhr lustige Abenteuer erlebt. Auf der Insel kennt sich der 55-Jährige aus, hat er doch selbst lange dort gelebt und eine Föhrerin zur Frau. Diesmal wollte er über Ostholstein schreiben. Hat er auch, aber ganz ohne seine zweite Heimat geht es wohl nicht: Die weibliche Hauptfigur, Hotel-Geschäftsführerin Annkathrin kommt, klar, von Föhr. Im Roman Zwischen den Bäumen das Meer eine Art Roadmovie mit Liebesgeschichte lernt sie Tom kennen. Nebetypisch sehr skurril: Er will sich im Winter das Leben in einem See nehmen und befindet sich schon frierend in einem Eisloch. Annkathrin läuft Schlittschuh, sieht es, will helfen, stürzt dabei und bricht ins Eis ein. Nun muss er ihr das Leben retten. Wenn das kein romantisches Kennenlernen ist? Zweier Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Trotzdem erleben sie gemeinsam schöne Dinge und unterstützen sich in den Dramen des Alltags. Er ist wegen seiner Depressionen beim Psychiater, sie erfährt, dass sie Leukämie hat. Die Krankheit ist aber nicht Schwerpunkt in der Geschichte, sondern wird quasi im Off erzählt. Ich wollte kein Buch über Krebs schreiben, sondern eines über Optimismus, denn zwei schwer erkrankte Men- schen kämpfen sich zusammen ins Leben zurück und über schöne Landschaften. Weil ich sie mag und weil ich sie als Spiegelbild der Seele spannend finde, erklärt Nebe, der SIE deswegen die Weite des Meeres lieben lässt und IHN die Enge des Waldes. Das Wattenmeer steht dabei als Symbol für Offenheit und Mut und der Wald als das für Geborgenheit und Rückzug. An ihrem Beispiel wollte ich thematisieren was passiert, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Glaubt man dann im - mer noch an ein Happy End? Die Frage konnte Volkmar Nebe dann leider besser beantworten als ihm lieb war. Sein Buch mit einer gelungenen Balance aus nachdenklichen und lustigen Passagen war zu zwei Dritteln geschrieben, als er bei einem Routinecheck selbst die Diagnose Krebs erhielt. Als mir es der Arzt mitteilte, habe ich vor Fassungslosigkeit fast gelacht hallo, Verwechslung, ich bin der Autor und nicht einer der Protagonisten, habe ich gedacht. Nebe hatte Glück, weil der Tumor so früh erkannt wurde, reichten zwei OPs ohne Chemo, um die Krankheit zu besiegen. Das war aber lange nicht klar. Und wenn man mit gepacktem Koffer vor der Onkologie steht, rutscht einem das Herz in die Hose. Plötzlich stand sein Leben in Frage, genau wie bei Annkathrin. Den Text hat der Fuhlsbüttler trotz der eigenen Erfahrungen nicht mehr geändert und das Buch so beendet, wie er es geplant hatte. Allerdings bin ich meinen Figuren durch die zufälligen autobiografischen Züge viel näher gekommen, als ich es jemals gedacht hätte. Seinen Optimismus hat er übrigens behalten, Annkathrin auch. Kai Wehl Dank Schicksalsschlag zum romantischen Sommer, denn trotz des ernsten Themas schwere Krankheiten ist Volkmar Nebe alias Janne Mommsen ein lustiges und grundpositives Buch gelungen. M a nf re d W itt Janne Mommsen (Volkmar Nebe), Zwischen den Bäumen das Meer , rowohlt/Polaris, Paperback, 266 Seiten, 14.99 Euro Makaberer ZUFALL MAGAZIN Der Fuhlsbüttler Autor Volkmar Nebe alias Janne Mommsen hat in seinem aktuellen Roman über eine optimistische Person geschrieben, die auf die Probe gestellt wird: Glaubt sie nach wie vor an das Gute , wenn sie an Krebs erkrankt? Mit dieser Frage hat sich der 55-Jährige, der sich selbst als positiv denkenden Mensch sieht, literarisch auseinandergesetzt. Während des Schreibens wusste er plötzlich, wie sich seine Figur fühlen muss er hatte selber Krebs. TIPP: Volkmar Nebe liest aus seinem Roman, 21.9., 19-21 Uhr, Bücherhalle Lokstedt, Kollaustr. 1, kostenlose Eintrittskarten gibt es ab sofort in der Bücherhalle (begrenzte Platzzahl).