MAGAZIN einem europäischen

ALSTERTAL MAGAZIN | 15 MAGAZIN von einem europäischen Parlament legitimiert und diskutiert. Einspruch. Ich habe schon seit längerem dieses Europa der Brüs- seler Überheblichkeit kritisiert und wurde als Anti-Europäer gegeißelt. Nichts sollte sich verändern, ich sollte meine Meinung ändern. Ich habe vor zehn Jahren von Knut Fleckenstein eins mit der sogenannten Weltkriegskeule bekommen: Wer nicht für mein Europa ist, der will den dritten Weltkrieg. Welch ein Unsinn. Was Du zum Weckruf gesagt hast, da bin ich einverstanden. Aber man muss differenzieren: In einigen Bereichen brauchen wir mehr Europa, weil manches tatsächlich nur gesamtheitlich geregelt werden kann. Und es gibt Dinge, wo wir stärker wieder dazu gehen müssen, auch Sachen vor Ort zu entscheiden. Das nennt man Subsidiarität. Den Klimawandel, den wird nicht jedes Land für sich alleine be - wältigen können, weil wir alle dieselbe Luft atmen. Ohne Frage, ja. Die Frage von globaler Friedensentwicklung, ist etwas, was auch nicht jedes Land für sich alleine bewältigen kann, sondern, und das muss Herr Trump auch noch lernen, das ist ein globales Thema. Da kann er nicht sagen, die NATO ist obsolet oder so. Frieden funktioniert nur als System kollektiver Sicherheit auch das ist eine Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg. Weil überall dort, wo sich Bündnisse vernünftig gebildet haben, haben wir es geschafft, den Frieden zu sichern. Zurück zu unserer Stadt: Ich habe mir über die Entwicklung Ham- burgs Gedanken gemacht. Die Bevölkerung nimmt zu, Hamburg ist tatsächlich eine wachsende Stadt. Wir wollen Weltstadt werden. Aber: Wieviel Wachstum lässt Du für Hamburg gelten? Werden wir jetzt zwei Millionen oder drei Millionen oder fünf Millionen oder zehn? Ich denke, wir müssen nicht zahlenmäßig wachsen, sondern wir müssen über die Qualität unseres Wachstums sprechen. Einfach nur wachsen ist karzinogen. Es ist falsch zu sagen: Ja, wir brauchen mehr Wohnraum, mehr, mehr, mehr, mehr. Wir müssen doch mal überlegen: Wohin soll sich Hamburg entwickeln und da kritisiere ich Euch. Qualitatives und quantitatives Wachstum müssen kein Widerspruch sein, das muss Hand in Hand gehen. Eine exakte Zielzahl für Wachs - tum gibt es nicht, das entscheiden die Menschen, die hierher ziehen, ein Stückweit selbst. Darum frage ich Dich nach dem Masterplan. Ja. Wir haben einen Masterplan für den Wohnungsbau vor allem für Leute, die nicht so viel Geld haben und Leute, die ein mittleres Einkommen haben. Da müssen wir liefern denn es findet ja Zuzug nach Hamburg statt. Gar nicht unbedingt durch Flüchtlinge, sondern durch Leute, die hier aus anderen Bundesländern herkommen, hier eine Ausbildung machen wollen, die hier studieren wollen, die hier eine Familie gründen wollen, die hier ein Unternehmen gründen wollen. Das findet hier alles statt und zwar, weil Hamburg einfach eine Anziehungskraft hat. Darauf können wir gemeinsam stolz sein, dass wir in einer tollen Stadt leben, wo die Leute gerne leben wollen. Und dann ist die Frage, wie organisieren wir, dass möglichst viele, möglichst alle sich in dieser Stadt auch ein Leben leisten können? Und wenn Du nicht genügend Wohnungen baust, dann findet das statt, was Du in München seit Jahrzehnten beobachten kannst. Dass nämlich der berühmte Normalbürger, die Krankenschwester, der Polizist, sich im Stadtbereich von München ein Leben nicht mehr leisten kann. Die ziehen dann alle irgendwo in irgendwelche Vor - städte. Und in der Stadt München wohnen eigentlich überwiegend nur noch Besserverdiener. Und das ist eine Stadt, in der ich nicht leben möchte. Lang vor Trump und anderen Populisten haben wir gesagt: Wir wollen, dass sich die hart arbeitende Mitte in dieser Stadt weiter ein Leben in Hamburg leisten kann und sich eben nicht fragt, wann denken die denn mal an mich. Ich müsste Dir jetzt eigentlich widersprechen, weil es ja gar nicht so funktioniert, denn die soziale Schichtung, die Du gerade kritisierst, wirst Du behalten. Die haben wir überall dort, wo Städte in reichen Gesellschaften wachsen. Aber: Wenn die Preisspirale sich unendlich weiterdreht, ist doch klar, dass die nicht so Vermögenden aus den Stadtteilen rausgedrängt werden. Schritt für Schritt. Und zwar in die Vorstädte, außerhalb der Stadtgrenzen. Das kann es nicht sein da muss ich als Sozi mit aller Macht gegensteuern und natürlich das Angebot preiswerter Wohnungen massiv erhöhen. Daran arbeiten wir. Fortsetzung auf Seite 16