Musik-Metropole Bleibt Hamburg

32 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Bleibt Hamburg Musik-Metropole? Jürgen Rau aus Klein Borstel war über Jahre selbst in der Musikbranche tätig, jetzt macht er mit den Tüdelboys selbst Musik. Wir sprachen mit ihm über die Musikstadt Hamburg, die ECHO-Kontroverse und welche Hamburger Jungmusiker man im Auge behalten muss! Alstertal Magazin: Als wir vor ein paar Jahren das letzte Mal mitei- nander sprachen, versicherten Sie: Hamburg wird Musikstadt blei- ben die reiche Geschichte, die Hamburg Musik(er) von Weltrang bescherte, werde sich fortsetzen. Würden Sie das heute immer noch sagen? Jürgen Rau: Unbedingt! Welche andere deutsche Stadt denn sonst? Berlin? Man hatte doch mal gedacht, dass es einen Run aller Musiker nach Berlin geben würde! Haben Sie etwas davon bemerkt? Natürlich verändert sich (auch in Hamburg) viel und manchmal nicht immer zum Vorteil, und leider verschläft unsere Stadt auch schon mal ein paar riesige Chancen, aber im Großen und Ganzen ist und bleibt Hamburg immer noch Musik-Hauptstadt Deutschlands! So ganz nebenbei dritt- größte Musical-Metropole der Welt! Was sind für Sie die Beispiele einer positiven Entwicklung der Hamburger Musikszene? Na, über die Elbphilharmonie müssen wir wohl nicht reden, das ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen! Ich war von Anfang an ein großer Fan, nur sind halt sehr dümmliche Fehler in der Planungsphase gemacht worden. Es hätte nicht so teuer werden müssen! Doch festzuhalten ist: heute man redet nicht mehr darüber, wie viel Geld es gekostet hat! Toll finde ich z.B., dass man unserem größten deutschen Rockstar mit der grandiosen Panik City auf der Reeperbahn ehrt! Hut ab, der Greis ist immer noch heiß! Welchen Künstler würden Sie uns empfehlen im Auge zu be- halten, weil er wohl demnächst seinen Durchbruch haben wird? Hamburgs musikalische Zukunft: 1. Ilgen-Nur, hört euch nur mal diese Herzblut-Stimme der Sänge- rin an! 2. Erregung Öffentlicher Erregung, schon allein wegen des Bandnamens! 3. Abramowicz, die Jungs bespielen jeden Tresen dieser Stadt! Und dann bin ich 4. immer noch davon überzeugt, dass der endgültige Durchbruch für die wunderbare Steffi Hem- pel kommt!!! Sie haben in Ihrer Jugend Mu- sik gemacht, waren dann an der anderen Seite des Schreibtisches in der Musikindustrie tätig, sind jetzt aber wieder als Musiker unterwegs. Das ist meines Wis- sens nicht so häufig mir fällt nur Neil Tennant ein, der ja vor- her Musikjournalist war. Geht man da anders ans Musikma- chen ran? Oder hat Ihre Ver- gangenheit im Business keine Auswirkung auf Ihre Musik? Sehr interessante Frage! Man hat als Werbe- und Marketingleiter in großen Schallplattenkonzernen zwangsläufig viel gelernt und erfahren, was geht und was nicht so ankommt, das kann man einfach nicht mehr abstreifen. Aber der wahn- sinnige Spaß an der Freude, mit Freunden auf der Bühne zu stehen und gute Laune zu verbreiten, ist mir immer geblieben! Ohne das gings einfach nicht. Aktuell wird wieder über die deutsche Musikindustrie diskutiert, nämlich in Bezug auf die Echoverleihung und ihre Folgen. Was ist Ihre Meinung zu den Vor- gängen? Ist ein an den Verkaufszahlen festgemach- ter Preis, der dafür auch antisemitischen Rap und Rechtsrock auszeichnet, überhaupt sinnvoll? Dass man damals einen Echo ins Leben gerufen hat, war dringend nötig. Verkaufszahlen einzubeziehen, ist wichtig, doch nicht allein! Aber verstehe ich eine Jury nicht, die etwas Derartiges durchgehen lässt. Alle Echo-Preisträger sollten sich jetzt ein Beispiel an Klaus Voormann und Westernhagen nehmen! cl Unbedingt! Welche andere deutsche Stadt denn sonst? Die Tüdelboys, Norddeutschlands älteste Boygroup, tüdelt, singt, liest, blödelt und spielt als nächstes am 30. April, 19 Uhr , in der Alten Rader Schule, Rader Weg 209, Tangstedt. Infos auf schallundrau.de und raderschule.de Jürgen Rau (Mitte) mit den Tüdelboys (Konrad Lorenz, l. und Goofie Frese). Er selbst war über Jahre im Musikbusiness tätig und verfolgt die Hamburger Szene genau! Fo to : S te p ha n H a llb er g MUSIK-TIPP: