eihnacht GEDANKEN Liebe

18 | ALSTERTAL MAGAZIN GEDANKEN ZUR W eihnacht Regelmäßig schreiben prominente Hamburger und Freunde des Alstertal Magazins Gastbeiträge . Zum Advent baten wir den Wellingsbüttler, ehemaligen Hauptpastor und Bürgerschaftspräsident Dr. Lutz Mohaupt um ein paar Gedanken. wussten Sie eigentlich, dass Jesus, das Kind in der Krippe, Nachkomme von Migranten war? Sie zogen als Nomaden mit ihren Kleinvieh-Herden am Rande der Wüste von Wasserstelle zu Wasserstelle und sickerten dann nach und nach in das fruchtbare Land rund um den Jordan ein. Später wurde ein prächtiger jüdischer Staat daraus mit Jerusalem als Hauptstadt und einem König an der Spitze. Josef, der leibliche Vater Jesu, war auch ein Migrant. Er musste von Nazareth in seine Geburts- stadt pilgern, um sich in Steuerlisten einzuschreiben. Damals waren die Römer dort am Drücker Kaiser Augustus wird ja erwähnt. Aber wenige Jahrhunderte später kam ihr Weltreich unter die Räder einer gewaltigen Migrationsbewegung, genannt Völkerwanderung. Ohne sie gäbe es freilich heutzutage nicht Deutschland, Frankreich oder die EU. Und auch Donald Trump ist Nachkomme von Migranten. Wie ein Indianer sieht er jedenfalls nicht aus. Er verdankt sich offenbar einer Migrationsbewegung von Europa gen Westen, von deren deutschem Anteil die Auswanderermuseen in der Ballinstadt und in Bremerhaven eindrucksvoll Zeugnis ablegen. Kurz gesagt: Migration hat es immer gegeben. Man kann sie nicht abschaffen, sondern ist verpflichtet, sie zu gestalten. Das ist der Sinn eines internationalen Migrationsabkom- mens wie auch immer man seine konkrete Fassung beurteilen mag. Die Nomaden mussten damals erst lernen, wie Ackerbau und Vieh- zucht funktionieren. Die Hunnen und die Langobarden begegneten dem ihnen völlig fremden Christentum, das seit Anfang des 3. Jahrhunderts Staatsreligion der Römer war. Und die Auswanderer gen Amerika hat- ten noch nie einen Irokesen gesehen, der Manitu verehrte, oder einen Anhänger der Religion der Azteken. Die heutigen Migranten wissen mehr. Vor allem haben viele von ihnen inzwischen lägst auf Smartpho- nes und Tablets verfolgen können, wie das Leben dort aussieht, wo sie hinwollen, und darum wollen sie das ja. Sie können sich zum Beispiel schlau machen, was in Hamburg so läuft und wie man hier Weihnachten feiert, wie der deutsche Sozialstaat funktioniert und vieles andere mehr. Dies eine aber muss man ihnen klar machen: Mehr Wissen heißt auch mehr Mitverantwortung. Es geht um die Erhaltung der Funktions- fähigkeit des demokratischen Systems, des Rechtsstaates, des sozialen Liebe Leser des Alstertal-Magazins, MAGAZIN Dr. theol. Lutz Mohaupt war Hauptpastor in Hamburg und Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft. Fo to : K a i W eh l