Gutes Jahr Talking-Heads

ALSTERTAL MAGAZIN | 3 V O N W O L F G A N G E . B U S S KOLUMNE Gutes Jahr? Schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende bald schon präsentieren die Supermärkte erste Osterartikel auf ihren Sondertischen. Ja, es geht uns gut im Konsumland, glaubt man den Talking-Heads in der Regierungspolitik, ist unser Leben auch in diesem Jahr wieder ein Stück besser geworden. Und glücklicher ? Leider sind die Wartezimmer fast überall voll . Gehen die Menschen eigentlich zum Arzt, weil es ihnen so gut geht? Folgt man den Schönrednern und Weißwäschern, also jenen, die in Regierungsverantwortung wieder gewählt werden wollen, müsste es tatsächlich so sein: Wir alle gehen vor Glück zum Arzt! Insbesondere unter dem Einfluss medialen Dauerfeuers durch Wiederkäuen der Themen Flüchtlinge, Diesel-Gate, AfD und Kanzlernachfolge sollen die Leute aufblühen, sonst würde man es ihnen doch nicht zumuten! Doch das Gegenteil ist der Fall: Alle meine Gesprächspartner sind Entschuldigung davon angekotzt! Und schlechte Laune macht krank nur gute Laune gesund! Kommen wir zurück zu unseren vollen Arztpraxen. Warum? Stress, Burn-out, Zukunftsängste sind seelische Faktoren, die irgendwann sogar körperlich krank machen. Und schleichend ist ein neues Phänomen hinzugekommen: Dysmorphophobie ; auf Deutsch: Wir leiden zunehmend an einer konkret unbegründeten , aber krankhaften Vorstellung eigener Hässlichkeit. Dysmorphophobie erschwert soziale Integration, Beziehungen und behindert jede Form von Erfolg. Das Krankheitsbild ist stark getrieben von unserem Lebensstil, nämlich immer schöner, immer reicher, oder immer beliebter in Form von Likes zu werden. Wir alle genügen dem nicht mehr. Dysmorphophobie führt zu erheblicher Unzufriedenheit und zum Verlust von Lebensqualität durch Jagd nach seelenloser Uniformität und makellosen Oberflächen. Instagramerinnen wissen, dass sie jedes eigene Foto, bevor sie es posten, aufwendig bearbeiten müssen. Sie wissen auch: So, wie sie wirklich aussehen, will sie keiner sehen schon gar nicht liken. Diagnose: Dysmorphophobie ersten Grades. Einen wunderbaren anderen Weg habe ich in Japan entdeckt: Wabi - Sabi! Wie bitte? Wahre Schönheit liegt nach dieser Philosophie im Imperfekten , im Wandel, in Reife, im Tatsächlichen. Ein achtsamer Weg aus dem Denken des Zen-Buddhismus . Begleitet von Loslassenkönnen, achtsamem Handeln und Meditation, also von Ebenen, die tiefer liegen, dort, wo auch die seelischen und dann körperlichen Krankheiten entstehen. Oder unser Glück. Das Wissen über eben dieses tiefere Verständnis ist zur Zeit verschüttet. An seine Stelle treten die Lebenshelfer Alkohol, Medikamente, Arztkonsultationen, Drogen und übermäßiger Konsum. Aber wir haben nicht die Fähigkeit selbst zu erkennen, in was wir hineingeraten sind. So müssen in diesem Staat unzählige Mitbürger_innen ihre Lebensschule selbst bezahlen. Yogakurse, Meditations-Abende, der Coach, Selbsthilfegruppen, Entspannungstechniken, die Psycho- Therapie, um genau das zu reparieren, was die ach so wunderbaren gesellschaftlichen Verhältnisse in ihnen zerstört haben. Toll! Darum wünsche ich Ihnen heute etwas Besonderes: Feiern Sie ein schönes Weihnachtsfest, lassen Sie los von Ihren Sorgen, werden Sie achtsamer mit sich und Ihren Mitmenschen und schauen Sie, was ihnen wirklich gut tut. Hinter der Fassade. Ob es nun Wabi-Sabi ist oder die Schule der Achtsamkeit: Wir müssen verstehen, dass wir an einigen Stellen umkehren sollten. Und neu denken. Genießen Sie die Zeit und schenken Sie sich auch einmal Stille . Das kostbarste Geschenk! Frohe Weihnachten!